Ausloten im Wind - Wechsel
Der Mensch zwischen anabasis und katabasis (Auf- und Abstieg)
Der überwiegende Anteil einer Persönlichkeit ist nicht sichtbar, viele Schätze schlummern unter der Oberfläche und müssen erst ausgelotet und geborgen werden. Vielleicht haben wir sie einst versteckt und halten mit ihnen nun „hinterm Berg“, vielleicht ahnen wir sie nur und trauen uns nicht sie zu benennen. Wie auch immer es sei, sie beeinflussen uns mehr, als wir glauben. Sie warten sehnsüchtig auf ihre Integration, da sie einen großen Teil unserer Persönlichkeit ausmachen und maßgeblich auf das einwirken, was wir zu sein glauben. Bevor wir jedoch verborgene Anteile sichtbar integrieren können, müssen wir unsere Möglichkeiten ausloten. Das Lot ist ein Gerät in der Schifffahrt zum Messen der Meerestiefe. Wir können beginnen, unsere Tiefen auszumessen und uns gleichzeitig im Windwechsel auszurichten, um neue Höhen zu erreichen. So wie man beim Gleitschirmfliegen Aufwinde nutzt, um an Höhe zu gewinnen, so kann jeder die Wechselwinde des Lebens freudig nutzen, um seine scheinbaren Grenzen zu erweitern.
Doch wie jeder Flieger nicht ewig in den Lüften bleiben und nicht jeder Taucher am Grunde des Meeresbodens ausharren kann, sind wir dazu aufgefordert, uns im Kreislauf von anabasis und katabasis (Auf- und Abstieg) zu ergründen. Der Erkenntnissuchende in Platons „Höhlengleichnis“ kann sich nicht für immer außerhalb der Höhle, im gleißenden, schmerzenden Licht der Sonne, die für die Erkenntnis steht, aufhalten. Er muss sich immer wieder neu auf das Leben einlassen, in dieses „hinabsteigen“, sich am Leben erproben, ohne sich jedoch in den dunklen Tiefen des Meeresbodens zu verirren. Im Ergründen unserer Persönlichkeit zwischen Aufstieg und Abstieg kommt uns das kreative Potential zur Hilfe. Durch die freie Entfaltung der eigenen Kreativität und kindlichen Spielfreude kommen wir zu einer besseren Selbst- und Fremdwahrnehmung und damit zu uns selbst. Dabei hilft der Humor im Spiel, die beflügelnde Kraft der Musik und der Mut, über seine eigenen Grenzen hinauszuwachsen.